FAQ – häufig gestellte Fragen

WAS BEDEUTET DER EQUAL PAY DAY?

Der Equal Pay Day (EPD), der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, macht auf den bestehenden Gender Pay Gap aufmerksam und wird in zahlreichen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen.
Der „Tag für gleiche Bezahlung“ hat seinen Ursprung in den USA. Der Equal Pay Day wurde dort 1966 vom „National Committee on Pay Equity“ (NCPE) ins Leben gerufen. Das NCPE ist ein Zusammenschluss von amerikanischen Frauen- und Bürgerrechtsorganisationen, von Gewerkschaften sowie religiösen und beruflichen Vereinigungen, der das Ziel hat, auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen, insbesondere auch afroamerikanischen Frauen, hinzuweisen und die Lohnkluft zu beseitigen.
2008 wurde der Equal Pay Day in Deutschland eingeführt, erst 2011 hat die Europäische Kommission den Europäischen Equal Pay Day ins Leben gerufen, der seither jährlich begangen wird.
Der Equal Pay Day findet mittlerweile in vielen europäischen Ländern statt: unter anderen beteiligen sich Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Spanien, Schweden, Tschechien.

WAS IST EIN PAY GAP?
Gender Pay Gap, kurz GPG oder Lohnlücke, oder geschlechtsspezifisches Lohngefälle beschreibt in der Sozialökonomie und Soziologie den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern; der Gap wird als prozentualer Anteil des durchschnittlichen Brutto-Stundenlohns von Männern angegeben.

Es gibt zwei unterschiedliche Kennzahlen:

Unbereinigter Gender-Pay-Gap
Beim unbereinigten Gender-Pay-Gap wird die Differenz zwischen den durchschnittlichen Bruttoverdiensten von Frauen und Männern gebildet. Dabei fließen in die Berechnung des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes nicht nur Angaben von Vollzeitbeschäftigten ein, sondern es werden auch die Verdienste von Arbeitnehmern in (Alters-)Teilzeit, von geringfügig Beschäftigten sowie Auszubildenden und Praktikanten berücksichtigt.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap
Der bereinigte Gender-Pay-Gap erlaubt Aussagen zur Höhe des Unterschieds im Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern mit vergleichbaren Eigenschaften. Beim bereinigten Gender-Pay-Gap wird also der Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf strukturellen Unterschieden (Ausstattungseffekten) wie Ausbildungsgraden, Berufen, Qualifikation, Arbeitserfahrung u. ä. von Männern und Frauen beruht. Daher ist der bereinigte Gender-Pay-Gap im Normalfall kleiner als der unbereinigte.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap gibt also an, wieviel im Durchschnitt Frauen unter der Voraussetzung gleicher oder vergleichbarer Tätigkeit und gleicher Qualifikation weniger als Männer verdienen.

SEIT WANN GIBT ES DEN EQUAL PAY DAY IN ÖSTERREICH?

Die Geburtsstunde für den Equal Pay Day in Österreich schlug anlässlich der BPW-DACH-Tagung im Jahr 2008 in Bezau im Bregenzerwald: Folgende Workshops am Programm:
-) Erfolgreiche Gehaltsverhandlungen für Arbeitnehmerinnen
-) Was können UnternehmerInnen zur Lohngleichheit beitragen und welchen Nutzen haben sie davon
-) Forderungen an Gesellschaft und Politik
Die Diskussionen und Themen von damals haben an Aktualität (leider) nichts verloren.

WIE WIRD DER EQUAL PAY DAY BERECHNET?

Basis der Berechnung sind die Median-Bruttojahreseinkommen der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten ohne Lehrlinge gemäß Statistik Austria Lohnsteuerdaten § 25 Einkommenssteuergesetz. Diese Daten werden zu Jahresende auf Basis der Vorjahresdaten publiziert. Der Equal Pay Day 2024 wurde also auf Basis der Daten von 2022 berechnet.
Folgende Differenzen sind in der letzten Statistik ausgeworfen:

Arbeiter*innen – 26,0 %
Angestellte – 29,5 %
Vertragsbedienstete – 5,1 %
Beamt*innen + 5,8 %
Summe – 12,4 %

12,4 % Unterschied ergeben 45 Tage, daher fällt der EPD 2024 auf den 14. Februar.

GIBT ES EINZELNE EQUAL PAY DAYS FÜR DIE BUNDESLÄNDER?

Die Zahlen der Statistik Austria lassen auch regionale Vergleiche zu.
Es spielt eine entscheidende Rolle, wo frau lebt und arbeitet.

Wien –   3,2 % ergibt 12 Tage > EPD Wien 2024 12. Jänner
– 11,8 % ergibt 43 Tage > EPD NÖ 2024 12. Februar
Burgenland – 12,3 % ergibt 45 Tage > EPD Burgenland 2024 14. Februar
Kärnten – 13,3% ergibt 49 Tage > EPD Kärnten 2024 18. Februar
Salzburg – 15,1 % ergibt 55 Tage > EPD Salzburg 2024 24. Februar
Steiermark – 15,9 % ergibt 58 Tage > EPD Steiermark 2024 27. Februar
Tirol – 16,8 % ergibt 61 Tage > EPD Tirol 2024 01. März
Oberösterreich – 17,8 % ergibt 65 Tage > EPD Oberösterreich 2024 05. März
Vorarlberg – 21,1 % ergibt 77 Tage > EPD Vorarlberg 2024 17. März

[Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Lohnsteuerdaten – Sozialstatistische Auswertungen nach Bundesländern. Erstellt im Dezember 2022. 1) Bruttojahresbezüge gemäß § 25 Einkommensteuergesetz. – 2) Ohne Lehrlinge. – 3) Inklusive Teilzeitbeschäftigte und nichtganzjährig Beschäftigte.]

WIE HAT SICH DER EQUAL PAY DAY ENTWICKELT?

Der erste von BPW Austria berechnete Equal Pay Day war der 16. April 2009. Seither ist der Aktionstag nach vorne gerückt, einmal mehr, einmal weniger.

EQUAL PAY DAY 2009: 16. April
EQUAL PAY DAY 2010: 13. April
EQUAL PAY DAY 2011: 13. April
EQUAL PAY DAY 2012: 5. April
EQUAL PAY DAY 2013: 5. April
EQUAL PAY DAY 2014: 19. März
EQUAL PAY DAY 2015: 31. März
EQUAL PAY DAY 2016: 10. März
EQUAL PAY DAY 2017: 4. März
EQUAL PAY DAY 2018: 27. Februar
EQUAL PAY DAY 2019: 26. Februar
EQUAL PAY DAY 2020: 25. Februar
EQUAL PAY DAY 2021: 21. Februar
EQUAL PAY DAY 2022: 15. Februar
EQUAL PAY DAY 2023: 16. Februar
EQUAL PAY DAY 2024: 14. Februar

Wenn es in diesem Tempo weitergeht, haben wir 2076 die Gleichstellung erreicht? Kann das zufriedenstellend sein? Unser gemeinsames Ziel muss der 31. Dezember sein.

IST DIE TEILZEITBESCHÄFTIGUNG SCHULD AM PAY GAP?

Nein, es werden nur die Daten der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten verglichen.
Was aber anzumerken ist: der Stundenlohn bzw. -gehalt von Frauen in Teilzeitbeschäftigung fällt niedriger aus als der Stundenlohn bzw. -gehalt von Frauen in Vollzeitbeschäftigung, auch bei gleicher Arbeit/Position.
Außerdem rücken Frauen in Teilzeit häufig nicht auf – weder auf der Karriereleiter (was eine Gehaltssteigerung bedeuten würde), noch in der jährlichen oder zweijährlichen Gehaltssteigerung, die viele Firmen bieten.

WAS IST DAS ZIEL DER INITIATIVE?

-) Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit
-) Gerechte Bezahlung geschlechtsunabhängig nach Leistung und Qualifikation
-) Schaffung von Bewusstsein für diese Ungerechtigkeit in der Gesellschaft
-) Herstellung von Transparenz bei den Einkommen und Sanktionen
-) Durchsetzung von Sanktionen bei Missachtung der Einkommenstransparenz
-) Schulterschluss mit zeitgemäßen Unternehmen, die Equal Pay im Unternehmen leben

WARUM GIBT ES ZWEI EQUAL PAY DAYS?

Auch die Gewerkschafter*innen berechnen seit einigen Jahren den Equal Pay Day. Anders als BPW (wir rechnen von 1. Jänner nach vorne und nehmen den Medianwert), rechnen die Gewerkschafter*innen vom Jahresende rückwärts, daher liegt der zweite Equal Pay Day im Herbst. Die Berechnungsgrundlage ist – anders als beim von BPW berechneten Termin mit dem Medianwert – für den Herbsttermin der Mittelwert.

Der Frühjahrs EPD zeigt somit auf, wieviele Tag Frauen im neuen Jahr noch arbeiten müssen, bis sie das Gehalt erreicht haben, dass Männer bereits am 31. Dezember erhalten haben, während der Herbst EPD Tag jenen Tag markiert, an dem Männer das Jahresgehalt erzielt haben, für das Frauen noch bis zum 31. 12 arbeiten müssen.

WAS BEDEUTET DIE ROTE TASCHE?

Seit den 1960er Jahren war die „Rote Tasche“ (Red Purse) Symbol für die EinkommensUNgerechtigkeit!
Sie steht für die Roten Zahlen in den (Geld)Taschen von Frauen. Sie findet sich in der Promotion von BPW AUSTRIA seit 2009 wieder.

Sollten Sie Fragen haben, die wir hier (noch) nicht beantwortet haben, so schreiben Sie uns an bpw.austria @ bpw.at. Wir freuen uns, über Ihr Interesse.